
Startseite » Sekundäres Lymphödem?
In meinem letzten Beitrag habe ich von den dicken Armen und Beinen erzählt, von dem langen Weg von einfach zu fett hin zur Diagnose: Lipödem! Heute will ich daran anknüpfen und etwas zum sekundären Lymphödem erzählen, das so einiges verändert hat. Du hast den ersten Blogpost noch gar nicht gelesen? Hier, nimm einfach die Abkürzung 😉
Der Facharzt machte bei der Diagnose im Jahr 2014 aus meiner Vermutung endlich Sicherheit. Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Erleichternd und dennoch schwierig, denn wie geht es jetzt weiter? Seine Empfehlung war gleichermaßen ernüchternd wie aufschlussreich: da hilft nur eine Liposuktion. Puh, ok, darüber wollte ich dann doch nicht direkt nachdenken. Deswegen werde ich dieses Thema zu einem späteren Zeitpunkt, in einem eigenen Beitrag wieder aufgreifen und hier nicht weiter behandeln. Für mich war das nur erstmal ein Schock, denn ich hatte sehr gehofft, dass sich auch auf konventionelle Weise etwas verbessern lässt.
Mit einem Rezept für Flachstrickkniestrümpfe verließ ich dann die Praxis. Und das auch nur, weil ich darüber geklagt hatte, dass mir die Waden bei langem Stehen gern anschwellen und dadurch ein unschönes Druck- und Spannungsgefühl entsteht. Lymphdrainage? Fehlanzeige. Offenbar reicht es nicht aus, nur bei höheren Temperaturen oder längerem Stehen Einlagerungen und dadurch schmerzende Beine zu haben.
Wenn Du Dich schon länger mit dem Thema beschäftigst, ja vielleicht selbst schon in der Kompressionsversorgung aka Flachstrick steckst, kannst Du Dir vorstellen, was die Kniestrümpfe allein gebracht haben. Nix. Logisch – staute sich dann halt alles nicht mehr in den Waden, sondern ab Knie aufwärts. Das war nicht nur unangenehm, sondern sah auch noch bescheidener aus, als ohne Unterstützung. Stichwort: dicke Knie.
Dass ich generell recht wenig Probleme und kaum Schmerzen hatte, habe ich im letzten Beitrag erzählt. Der Sport hat mir definitiv geholfen, mit dem Lipödem klarzukommen und das Spannungsgefühl im Zaum zu halten. Die Druckempfindlichkeit, die Neigung zu blauen Flecken und die schweren Beine konnte er aber leider nicht verhindern. Dennoch denke ich, dass es mir vieles erleichtert hat und ich somit auch meine Motivation zum Weitermachen aufrechterhalten habe.
Als ich meine Flachstrick-Kniestrümpfe abholte, empfahl mir die freundliche Dame im Sanitätshaus noch Kompressionsstulpen für die Unterschenkel, diese wären vor allem bei Laufsportarten ein Plus. Hintergrund: bei Bewegung in Kompression sorgt die eigene Muskulatur für eine Art Massage oder auch Lymphdrainage, was den Einlagerungen entgegenwirkt. Und tatsächlich, das schwere Beine Gefühl beim Laufen wurde dadurch gemindert, es war ein angenehmes Gefühl und somit habe ich sie gern beim Joggen getragen. Auch wenn hier wieder das gleiche Problem ab Knie bestand – allerdings fiel das dann wenigstens optisch nicht so auf, in den weiten Sporthosen…
Wahrscheinlich wäre alles einfach immer so weiter gegangen, auch ohne richtige Behandlung und vielleicht wäre es irgendwann schlimmer geworden, wer weiß. Wäre da nicht das Schicksal, das manchmal einfach aus dem Nichts – haha, musste sein, wer ahnt sowas schon – zuschlägt. Ich war auf dem Weg zur S-Bahn, es regnete in Strömen und ich dachte, ich hätte noch entspannt Zeit, als ich plötzlich den Zug einfahren sah.
Kennst Du das Gefühl, den Zug zu verpassen und dann sind auch sämtliche Anschlüsse weg und die ganze Planung ist hinüber? Das wollte ich definitiv vermeiden und setzte zum Sprint an, denn zum Bahnsteig waren es noch ca. 100 m plus einer Treppe. Ich rannte also durch den Regen, den Schirm in der einen Hand, die Tasche in der anderen und natürlich alles mit schön glatten Ledersohlen. Ok, Du ahnst, was kommt. Ich habe den Zug bekommen. Allerdings nicht so, wie ich wollte.
Ich rannte also wie eine Irre zur letzten offenen Tür und sprang – leider nicht weit genug, bzw. rutschte ich schön beim Absprung vom Bahnsteig ab. Das linke Bein im Zug, das Rechte zwischen Bahnsteig und Bahn. Autsch! Das Ego zuerst, das Bein als Zweites, denn so lag ich dann ausgestreckt im Zug, mein Schuh im Gleisbett, Tasche und Schirm vor mir. Dass ich den Schuh verloren habe, war wohl noch Glück im Unglück, denn so war dann zumindest nichts gebrochen, sondern es lief glimpflich auf eine Schienbeinprellung und -quetschung hinaus.
Übrigens habe ich dann die nächste Bahn genommen. Meinen Schuh hat mir ein total lieber Mitmensch aus dem Gleisbett geholt und der vermeintlich verpasste Zug kam pünktlich 5 Minuten darauf, denn der, den ich versucht hatte zu bekommen, war der verspätete Vorheringe. Muss ich erwähnen, dass das also alles völlig überflüssig war?
Das war sie dann wohl, meine Aktion des Jahres. Völlig überflüssig – oder vielleicht auch nicht? Zumindest für den Moment war ich einfach nur deprimiert. Kein Sport, das Bein wollte einfach nicht richtig abschwellen und dann entzündete es sich auch noch. Trotz medikamentöser Behandlung, Hochlagern, Kühlen und so weiter wurde es einfach nicht richtig besser, also schickte mich ein Chirurg, zu dem mich der an seine Grenzen gekommene Hausarzt überwies, zur Lymphdrainage, um das Bein zu entstauen. Ach, war da also doch mehr?
Mit einem Rezept über 6x manuelle Lymphdrainage lag ich dann letztlich auf der Behandlungsliege einer sehr lieben Physiotherapeutin. Sie schaut auf meine Beine – die ich echt nicht gern gezeigt habe – und meint: Ah, Lipödem mit sekundärem Lymphödem, sehe ich öfter…
Ja, richtig – da bin ich bei zig Ärzten und letztlich ist es die Physiotherapeutin, die mit einem Blick sieht, dass sich im rechten Bein ein Lymphödem entwickelt hat. Allerdings ist es fraglich, ob es sich hier tatsächlich um ein rein sekundäres Lymphödem handelte, oder es einzig durch den Unfall entstanden ist.
Es verhält sich nämlich so, dass sich durch das Lipödem mit der Zeit ein Lymphödem entwickeln kann, weil die Lymphbahnen permanent auf Hochtouren laufen und durch den Druck, den das Lipfett auf den Lymphfluss ausübt. Das wäre dann das „sekundäre Lymphödem“. In meinem Fall wurde es aber wohl durch die Prellung und das dadurch entstandene Hämatom im Schienbein ausgelöst, dass zusätzlich auf die Lymphbahnen gedrückt und sie dadurch wohl beschädigt hat (dann wäre es eine isolierte Erkrankung und nicht sekundär). Ob das allerdings auch ohne das bestehende Lipödem passiert wäre, ist fraglich und daher die Diagnose ein wenig diffus.
Wie es von hier ab weiter ging, welche weiteren Erfahrungen ich sammeln durfte und ob die Therapie Wirkung zeigte, möchte ich im nächsten Beitrag erzählen. Bleib‘ also gespannt und bei mir 🙂
Herzlichst
Deine Melanie