Blogbeitrag

Liposuktion bei Lipödem

Liposuktion bei Lipödem

Ausweg Liposuktion

Ja Hallo, da bist Du ja wieder! Echt toll, dass Du meine Geschichte und Erfahrungen weiter miterleben möchtest. War aber auch ein „Cliffhanger“, der letzte Beitrag „Ausweg Liposuktion?“, oder?! Wie – den kennst Du noch nicht? Dann aber fix, HIER ist die Abkürzung zum vorherigen Beitrag für Dich 😉

Da hatte ich sie also gefunden: meine Klinik, meinen Arzt, mit dem ich den Weg der Liposuktion gehen wollte. Und zwar den schnellen. Ok, so eine Liposuktion bei Lipödem ist kein Spaziergang und auch nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Aber die Aussicht, das Ganze gleich 3x zu erdulden, ließ mich die XL-Variante deutlich entspannter sehen. Zurecht?

Liposuktion bei Lipödem

Da hatte ich ihn nun, meinen OP-Termin am 3. November und eigentlich noch immer keine Ahnung, was da so alles auf mich zukommen würde. Ich stürzte mich weiterhin in den Sport, um fit zu sein und vor allem die Wochen nach dem Eingriff besser erdulden zu können, in denen ich ja wahrscheinlich gar nichts machen können würde.

Auch die Selbsthilfegruppen in den sozialen Netzwerken waren zu der Zeit mein andauernder Begleiter, wollte ich doch genau wissen, auf was man achten sollte, was einen dabei und danach erwartet und wie lange man wohl auf Hilfe im Alltag angewiesen ist. Sehr hilfreich fand ich die unzähligen Auflistungen, was man alles vorher besorgen sollte, um sich die Zeit direkt nach der OP zu erleichtern. Spoileralarm: hierzu gibt es in Kürze nen Quickie als praktische Einkaufshilfe 😀

Vorbereitung auf die OP

Einige Wochen vor dem Eingriff sollte ich mir beim Hausarzt Blut abnehmen lassen, um einige für die OP wichtige Werte zu bestimmen. Da ich mich für eine Privatklinik entschieden habe, gehörte das nicht zum Leistungsumfang – das kann bei öffentlichen Kliniken anders sein, nur mal so am Rande. Dass man das in meinem Fall selbst zahlen muss, ist wohl überflüssig zu erwähnen. Macht aber den sprichwörtlichen Bock auch nicht mehr fett (wir reden hier eher vom unteren bis mittleren zweistelligen Eurobereich). Das Ergebnis hat man meist innerhalb einer Woche und kann es dann an die operierende Klinik weiterleiten.

Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt ist die Thromboseprophylaxe. Am Vorabend der OP ist daher eine Thrombosespritze wegen der folgenden Bewegungseinschränkung nötig. Die hatte ich direkt bei der Terminvereinbarung von der Klinik erhalten (manche stellen auch ein Rezept aus, also unbedingt rechtzeitig in der Apotheke abholen) und seitdem schlummerte sie friedlich in meinem Badezimmerschrank. Anfangs dachte ich noch: Kinderspiel. Blutabnehmen macht mir ja auch nix, da kann ich problemlos hingucken, also kann ich mir auch selbst ne winzige Spritze reinjagen. Aber wenn es dann tatsächlich soweit ist, verlässt einen schon mal kurz der Mut. Tut null weh, aber diese Überwindung! Wenn Du also auch über den Schritt nachdenkst und vielleicht die absolute Panik vor Nadeln hast, hol Dir jemanden hinzu, der Dir hier helfen kann. Denn leider wirst Du die Thrombosespritzen auch noch ein paar Tage nach der OP brauchen, wenn Du schon wieder zu Hause bist.

Die wohl wichtigste Vorbereitung auf die OP ist aber nicht direkt medizinischer Art: den Körper und Kreislauf fit machen. Und ich spreche hier jetzt nicht von langen Spaziergängen und mal mit dem Rad zum Einkaufen fahren. Versteh‘ mich bitte nicht falsch, das ist natürlich gut und eine tolle Ergänzung! Jedoch ist vor allem eine XL-OP eine Belastung, die dem Körper wesentlich mehr abverlangt und da sollte es dann „leider“ doch eher das HIIT-Training, lange Joggingrunden (oder alternatives Ausdauertraining) und gezieltes Krafttraining sein. Denn direkt nach der OP musst Du Dich auf Deine Muskulatur in den Bereichen verlassen können, die gerade nicht irgendwie taub sind.

Die Liposuktion

Die Monate vom Beratungsgespräch bis zum OP-Termin sind so unsagbar schnell vergangen, am Vorabend noch rasch ein Telefonat mit dem Narkosearzt und dann meine Lieblingspizza – denn wer weiß, wann und wie ich danach wieder Appetit haben werde 🙂 Aufregung? Hab‘ ich versucht, zu überspielen und weitestgehend zu ignorieren. Musste ja früh in die Kiste, denn die Abfahrt am nächsten Morgen war für halb fünf Uhr angesetzt. Hieß also um halb vier aufstehen. Und weil ich ja gar nicht aufgeregt war…, bekam ich kurz nach dem Einschlafen einen Migräneanfall und saß um Mitternacht kerzengerade im Bett. Ich war verzweifelt. Was mach ich jetzt? Aushalten? Dann schlaf ich keine Minute und bin am Ende. Was nehmen? Und wenn dann die Narkose nicht möglich ist? SH**!

Entschieden habe ich mich dann für Triptane. Die Tablette wirkte und ich war trotzdem am Ende, denn ich hatte ständig die Vorstellung, dass der Narkosearzt sagen würde „tut mir leid, aber so können wir nicht operieren“. War nicht gerade meine beste Nacht. Halb vier wie gerädert raus, Bad, Plüschkartoffel (siehe „Über uns“) lüften, ab ins Auto und los nach D-Dorf. Wir kamen super durch und ich war wie geplant um sieben in der Klinik. Ausziehen, Bademantel überwerfen, mit Edding bekritzelt werden, Voher-Fotos machen, von ganz vielen lieben Menschen begrüßt und aufgeklärt werden – alles wie in Trance erlebt. Und dann DAS entscheidende Gespräch mit dem Narkosearzt: „Triptane sind kein Problem – nur Blutverdünner wären doof gewesen“. Puh, in dem Moment fiel einfach alles von mir ab. Also ganz wichtig: wenn ihr in eine ähnlich blöde Situation kommt, Finger weg von Acetylsalizylsäure und auch von Ibuprofen! Paracetamol sind, soweit ich weiß, in Ordnung. Oder halt das harte Zeug, wenn ihr leider ebenso gestraft seid, wie ich ab und zu (aber bitte: nur, wenn das zuvor mit einem Arzt besprochen wurde – nicht auf eigene Faust besorgen und nehmen!).

Und so kam ich in den OP, noch kurz auf die Waage (mogeln gilt nicht bei der Dosierung der Narkosemittel) und dann ab auf den Tisch. Witzig, wenn man da selbst hochklettern darf. Dann noch ein paar Scherze mit den OP-Schwestern und Ärzten und zack – ab ins Land der Träume…

Wieder wach

Ja, ich weiß, war klar, sonst würde ich Dich hier nicht mehr volltexten. Da kam ich also zu mir, um mich herum ein Teil des wundervollen OP-Teams, die alle so unsagbar gut gelaunt waren. Vielleicht lag das auch an den Opiaten in den Narkosemitteln, aber mir kam alles so unendlich gechillt vor. Ok, es lag an den Opiaten. Egal, ich fühlte mich großartig! Keine Schmerzen, keine Übelkeit und dann bot man mir auch noch einen Kaffee an! Echt jetzt, ich hätte die Schwester knutschen können! Und dann war das nicht so ne Batteriesäure aus der vor Stunden befüllten Thermoskanne, sondern ein 1a-Cappuccino und Gebäck dazu! Ich war im 7. Himmel…

Jetzt die Stunde der Wahrheit, ich wollte meine Beine sehen. Also Decke zurück und der erste Blick auf diese… dürren Stelzen! Und die Arme? Konnten die mitgemacht werden? Die waren auch dünn! Alles steckte in den freundlich schwarzen OP-Miedern und somit ein sauberer Anblick. Und ich: brach in Tränen aus.

Kennst Du den Traum, den wohl die meisten Lipödem-Kämpferinnen haben? Der, in dem Du aufwachst und einfach normale Arme und Beine hast? Ich kann nicht zählen, wie oft ich den seit der Pubertät hatte. Und dieser Traum wurde in diesem Moment Wirklichkeit. Es fiel mir so schwer, das zu glauben. Mir wurde schwindelig. Heiß und kalt und wieder heiß. Kurz schwarz vor Augen und dann war alles wieder ok. Die Gefühle haben mich vollkommen übermannt. Ich kann das nicht beschreiben. Es ist so surreal. Und doch wahr!

Erste Hürde geschafft

Den Rest des Tages verbrachte ich mit dem Versuch, meinen wichtigsten Menschen ein Lebenszeichen zu schicken und halbwegs gerade Worte zu formulieren, da 5 Stunden Narkose doch ein wenig plemplem machen. Ich war aber so ausgeruht und voller Endorphine, dass an Schlafen so gar nicht zu denken war. Ich wurde so herzlich umsorgt und bekam vom Klinikpersonal jeden Wunsch erfüllt, sogar Kakao und Käsesandwich – verrückt, welche Gelüste man so entwickeln kann. Zumindest war mir nicht einen Moment elend und auch die erwarteten Schmerzen kamen nicht. Ich fühlte lediglich so etwas wie einen leichten Muskelkater. Ach ja – und Knie aufeinanderlegen war unangenehm – die Knochen kannten seit Jahrzehnten keine direkte Berührung!

Am nächsten Tag durfte ich nach kurzer Mobilisierung und vielen Informationen, die mich auf die kommende Zeit vorbereiten sollten, tatsächlich schon wieder nach Hause – 11,3 Liter Fett leichter und noch immer ein wenig durch den Wind. Die Heimfahrt verbrachte ich mit unzähligen Decken und Kissen ausgepolstert auf dem Rücksitz und zu Hause angekommen wollte ich dann doch nur noch auf die Couch und mich ausruhen… Schmerzen? Nach wie vor nur diese Art Muskelkater. Strange. Kommt da noch mehr?

Du weißt wahrscheinlich, was jetzt kommt 😀 Richtig: Fortsetzung folgt! Denn wie es mir in den kommenden Tagen und Wochen erging, möchte ich Dir im nächsten Beitrag erzählen. Also bleib‘ gespannt und bei mir 🙂

Herzlichst
Deine Melanie

Schreibe einen Kommentar