
Startseite » Diagnose: Lipödem!
Wie im letzten Blogbeitrag angekündigt, hier nun meine Geschichte zur eindeutigen Diagnose: Lipödem! Viel Spaß beim Lesen!
„Du hast aber schon stramme Waden!… Deine Unterschenkel sehen aus wie bei einem Fußballer!… Boah, was für Schenkel!“ – Tut weh, oder? Das sind die ersten Aussagen zu meinen Beinen, an die ich mich aus den frühen Teenagerjahren erinnere. Gerade zu jener Zeit, in der man einfach nur dazugehören möchte, anziehen möchte, was gerade im Trend ist, um halt dazu zu gehören. Aber nichts passt… Die angesagten Jeans gehen kaum über die Waden und spätestens nach den Knien ist völlig Schluss. Tja, musst du halt mal nen Stück Torte weniger essen…
Kommt Dir bekannt vor? Traurige Realität, die viele von uns begleitet und für die ich damals keine Antwort fand. Unzählige Diäten, die alle nichts an den Beinen – und in meinem Fall auch an den Oberarmen – geändert haben. Heruntergehungert, bis das Gesicht eher nach Totenkopfäffchen aussah, die Oberweite verschwunden und jede Rippe zu sehen war, der Bauch ging ins Negative. Aber die Beine blieben säulenartige „Stampfer“ und die Oberarme wollten so gar nicht zu den Unterarmen passen. Irgendwann hieß es, das hätte mit der Lymphe zu tun, die würde nicht richtig bei mir abfließen. Okay, dann fragen wir doch mal einen Facharzt. Voller Hoffnung, dass man mir helfen könnte, besuchte ich also einen „Gefäßspezialisten“, der nebenbei auch Hausarzt war. Diagnose: „Du bist zu fett. Und stell dich schon mal darauf ein, dass das eher schlimmer als besser wird.“ Tolle Ansage, die man da als 14-jährige an den Kopf geworfen bekommt. Dass mein Rumpf schlank war, schien hier null zu interessieren.
Also versuchte ich es weiter mit Mangelernährung – mal mehr, mal weniger – und entdeckte irgendwann dann doch den Sport für mich. Ich muss wohl nicht weiter erwähnen, dass der Schulsport eher dazu führte, einen tiefsitzenden Hass gegen jeglichen Sport zu entwickeln und ich mir mit Ende der Schulzeit vornahm, mich nie wieder dem Spott der anderen auszusetzen, bei dem Versuch, auch nur irgendwie an die leichtathletischen Leistungen heranzukommen, die gemäß Lehrplan in diesem oder jenem Alter als Minimum-Standard gelten. Klar, sind ja auch alle gleich… Aber zurück zum eigentlichen Thema: ich meldete mich im Fitnessstudio an und fand auch wirklich Gefallen am Gerätetraining. Ich habe hart trainiert, teilweise 5 – 6 Tage die Woche und fühlte mich echt gut dabei. Aber sichtbare Muskulatur in Armen und Beinen? Fehlanzeige. Etwas später entdeckte ich dann, erstaunlicherweise und dank der super Unterstützung meines Mannes, den Ausdauersport für mich. Neben gelegentlichem Radfahren war Laufen (Joggen) eine tolle Sache, die mich alles um mich herum vergessen ließ. Nur leider nicht die Tatsache, dass meine Pace (hier: Minuten pro km) unterirdisch im Verhältnis zum Puls war. Einfach war das alles nie, dennoch habe ich es durchgezogen. Und insgeheim war ich neidisch auf all jene, die gerade mit dem Laufen anfingen und fast aus dem Stand heraus schneller waren, als ich es je war.
Warum ich das gerade alles erzähle? Nun ja, es hatte durchaus einen Effekt auf mich und meinen Körper, wenn auch keinen optischen: Ich hatte keine Schmerzen! Ok, da waren ständig blaue Flecken ohne eine Idee, woher ich die mal wieder hatte. Auch dass es mir über Gebühr weh tat, wenn mich jemand zur Begrüßung etwas fester an den Armen packte oder bei einer Massage in die Beine knetete, kam mir normal vor. Das war wohl auch der Grund, warum ich mich halbwegs mit meiner Situation abgefunden hatte und dem Thema, warum das bei mir einfach so bescheiden aussieht, versucht habe, nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. Irgendwann bin ich jedoch über einen Artikel gestolpert, der vom Thema Lipödem handelte und es fiel mir wie die sprichwörtlichen „Schuppen von den Augen“. Das könnte es sein! Nein, das MUSS es sein! Eine Weile überlegte ich noch hin und her.
Vor einer gefühlten Ewigkeit hatte ich mal den Kontakt eines weiteren Arztes, der auf Lymphologie spezialisiert war, bekommen – mich aber nie getraut, dort vorstellig zu werden, auf Grund der „grandiosen“ Erfahrung mit 14 Jahren. Nun wollte ich es aber endgültig wissen und eine Diagnose, eine zweite Meinung haben. Also vereinbarte ich einen Termin und war dermaßen aufgeregt, als der Arzt meine Statur begutachtete. Mal wieder musste ich, vor Nervosität, meine Standardaussage „ich mache durchaus viel Sport, auch wenn man es nicht sieht“ von mir geben. Und die Antwort hat mich fast umgehauen: „Das sehe ich!“. Wow, ok, das war neu. Eine Untersuchung via Ultraschall brachte dann Klarheit und die eindeutige Diagnose: Lipödem! Stadium II, in Ober- und Unterschenkeln sowie Oberarmen. Puh. Danke. Nach all den Jahren. Ich war also doch nicht einfach nur zu fett.
Was darauf folgte, welche Empfehlungen mir gegeben wurden und wie der Weg weiter ging, möchte ich in den nächsten Blogposts erzählen. Bleib‘ gespannt und bei mir
Herzlichst
Deine Melanie