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Das Heiljahr – Teil 2

Das Heiljahr – Teil 2

Das Heiljahr – Teil 1

Na, konntest Du es auch nicht erwarten, wie es nach Teil 1 zum Thema Heiljahr weitergeht? Dann kommt heute die Erlösung. Und wenn Du nicht zur Leserin der ersten Stunde gehörst, freue ich mich total, dass Du jetzt auch bei uns gelandet bist. Und nur für Dich: was bisher geschah…

Zuhause, die ersten Tage nach der Liposuktion überstanden und jetzt geht es bergauf. Oder?

Das Heiljahr – Teil 2

Dass die ersten beiden Wochen kein Spaziergang sind, hatte ich ja bereits erwähnt und auch, wenn ich versuche, es mit einem Augenzwinkern rüber zu bringen, so darf man den Eingriff und vor allem die Zeit danach nicht unterschätzen. Denn auch wenn die Schmerzen erträglich sind (siehe auch unseren Quicky „Schmerz, lass nach!“) und der Kreislauf stabil ist, so hat der Körper nun einiges zu tun.

Das ist mein Stichwort – ich muss was tun! Kannst Du Dir vorstellen, wie hart es für mich als alten Sport-Suchti ist, mal völlig kaltgestellt zu sein? Ehrlich, die ersten zwei Wochen habe ich da nicht im Traum daran gedacht, aber dann kommt so ein Schub in Richtung Heilung und man denkt, och, geht doch wieder. Darf aber nicht. Hmpf.

Das Gangbild wird flüssiger, nach dem Aufstehen nur noch ein paar staksige Schritte, dann fast schon normal. An die Mieder hat man sich gewöhnt, die Haare kann man wieder selber frisieren und Duschen geht auch ohne Überwachung. Vor allem kommt man danach fast schon leicht in die Kompression und die fröhlichen Farben auf Armen und Beinen verblassen allmählich.

Schwellhöhepunkt und darüber hinaus

Ok, das klingt jetzt alles total positiv und eigentlich ging es mir gut. Schmerzmittel hatte ich schon nach einer Woche abgesetzt und ehrlich gesagt auch nur noch wegen der antientzündlichen Wirkung ein paar Tage länger genommen. Als die Thrombosespritzen aufgebraucht waren, habe ich mich dann auch an Bromelain getraut, das sowohl antientzündlich als auch abschwellend wirken soll. Achtung: unbedingt bis zum Absetzen der Thromboseprophylaxe warten! Die Mittel vertragen sich nicht.

Die Schwellungen gingen sehr schnell zurück, der Höhepunkt war bei mir wohl schon nach ca. 1 Woche erreicht und von daher war es nach zwei Wochen schon recht erträglich. Wer hier länger leidet: Wickel mit Retterspitz äußerlich tun gut, kühlen und wirken ebenfalls abschwellend. Und die vertragen sich auch mit den Thrombosespritzen.

Wann darf ich wieder zum Sport?

Eben weil es mir vermeintlich so schnell wieder gut ging, war die Sportpause eine echte Herausforderung. Man muss sich immer wieder vor Augen halten, dass man nicht alles wahrnimmt, was gerade passiert. Der Körper vollbringt Höchstleistungen mit der Heilung der riesigen inneren Wundfläche und man tut gut daran, ihm dafür die Energie zu überlassen.

Energie ist ein Stichwort! Bitte, welche Diät Du auch immer für Dein Leben und Dein Wohlbefinden gefunden hast, ignoriere sie nach der OP, zumindest ein wenig. Dein Körper braucht eine Menge Energie, um sich zu heilen und da ist Kalorienzählen eher kontraproduktiv. Schau nur, dass Du die Kurve nach dem ersten Monat wieder bekommst 😉

Und aus eben diesem Grund musste ich mich auch mit dem Sport zurückhalten. Es hieß seitens der von mir gewählten Klinik, dass leichtes Training nach 3 Wochen wieder möglich ist, man aber jegliche Erschütterung (Joggen, Radfahren, Jumping-Fitness…) 6 Wochen lang komplett vermeiden soll. Ok, kein Ding – also stand ich nach 3 Wochen im Fitnessstudio wieder auf dem Crosstrainer 😀

Muckibude: da bin ich wieder!

Wenn ich also nicht hüpfen und rennen darf, dann wenigstens leichtes Ausdauertraining auf dem Crosstrainer. Was ich aber nicht kalkuliert hatte, waren die schmerzenden Kniekehlen, wo das Mieder – das man natürlich auch beim Sport trägt! – so schön einschneidet. Also gab ich nach gut 5 Minuten auf und beschloss, eben leichtes Krafttraining im Gerätepark zu machen. Und siehe da: ging super! Unbedingt darauf achten, die Gewichte deutlich zu reduzieren und das dann auch nicht durch die Zahl an Wiederholungen oder Sätzen auszugleichen. Es geht nur darum, die Bewegung wieder zu üben und bei mir war das hauptsächlich für den Kopf.

Das habe ich dann auch die kommenden 3 Wochen so durchgezogen. 2–3-mal pro Woche in die Muckibude, kurz auf dem Crosstrainer aufwärmen und dann sanft an die Geräte. Und jedes Mal wurde es einfacher, die Bewegungen flüssiger und ich glücklicher, wieder einen Ausgleich zu haben. Denn immer nur spazieren ist zwar schön, für mich aber nicht die Erfüllung.

Die magischen 6 Wochen

Und dann waren sie vorbei, die 6 Wochen, in denen ich mit angezogener Handbremse agieren musste. Viele erklären mich jetzt für verrückt und auch mein Operateur dachte, dass es zwar medizinisch in Ordnung, körperlich aber wahrscheinlich noch nicht möglich sein wird: ich ging auf meine erste Laufrunde! Und? Es war herrlich! Meine Beine, so leicht – einfach unglaublich! Keine Schmerzen, kein albernes staksen, ganz flüssig und leicht federnd wie noch nie in meinem Leben!

Und jetzt wird es strange: ich fühlte mich beim Laufen größer, min. einen Meter. Warum, wurde mir erst später klar, als ich mit einer lieben Kollegin darüber sprach. Es liegt vermutlich am veränderten Schwerpunkt. Waren doch meine Beine immer so viel schwerer als der Rumpf, so war diese Dysbalance nun Vergangenheit und ich konnte erstmals so laufen, wie es viele wohl gar nicht anders kennen. Himmel, haben die ein Glück! Und sie wissen es nicht einmal…

Alles anders?

Weißt Du, anfangs war ich sogar manchmal ein wenig sauer. Sauer darüber, als ich feststellte, wie einfach manche Dinge sind, wenn man eben nicht mehr mit diesen schweren Armen und Beinen durchs Leben gehen muss. Wie viel einfacher viele (Sport-) Übungen, aber auch ganz Alltägliches sind. Und wie viel mehr ich mich immer anstrengen musste, um auch nur halbwegs an die Leistung anderer heranzureichen – und es häufig dennoch nicht geschafft habe.

Das bin aber nicht ich. Ich möchte nicht sauer sein. Schon gar nicht auf etwas, für das niemand etwas kann. Und woher soll man auch wissen, was wir durchmachen (mussten)? Jeder hat seine eigenen Dämonen und vielleicht kann ich sogar von Glück sprechen, dass sich meine bekämpfen lassen. Also habe ich mich entschieden, einfach glücklich zu sein. Jeden Augenblick im „neuen“ Körper zu genießen, jede Erfahrung, die ich nun neu machen darf, zu feiern und es mit Dir und jedem, der möchte, zu teilen 🙂

Glücklichsein

Vielleicht bin ich auch einfach ein Glückskind, weil die Heilung bei mir so problemlos vonstatten ging. Gewiss helfen eine positive Grundhaltung und die Fähigkeit, sich immer wieder zu motivieren. Dennoch ist es eine sehr subjektive Sicht auf die Dinge, denn ich kann hier ja ausschließlich aus meiner Erfahrung heraus berichten und möchte damit auch Mut machen, wie es sein kann.

Soll ich noch so eine geniale Erfahrung mit Dir teilen? Mach ich gern: die ersten neuen Klamotten kaufen. Zum ersten Mal in einen Laden gehen und Jeans von der Stange kaufen. Die passen! Nicht das leidige „wenn sie an den Beinen passen, stehen sie oben nen halben Meter ab oder ich bekomm sie gar nicht erst über die Waden…“. Nein, rein in die Kabine, rein in die Hose, die mir die ausgesprochen fähige Beraterin gereicht hat, und zack – passt! Blöd nur, dass man nun den ganzen Kleiderschrank umkrempeln muss. Denn auf die weiten Marlenehosen hatte ich jetzt natürlich absolut keine Lust mehr. Und dann braucht es dazu ja auch ganz andere Schuhe… Ich erwähnte ja bereits, dass so eine OP ein teurer Spaß ist 😉

Apropos Kosten: hierzu hat Patrik für Dich und unsere gesamte Community seinen ersten – meiner Meinung nach ausgesprochen gelungenen – Beitrag verfasst. Unbedingt lesen!

Wie verlief das Jahr weiter, was wird der Kontrolltermin im Anschluss daran in der Klinik ergeben und gibt es vielleicht noch eine OP? Nicht alles auf einmal, das hat uns schon Bastian Balthasar Bux in „Die unendlichen Geschichte“ gelehrt 😉 Weiter geht es schon bald im nächsten Beitrag. Also bleib‘ gespannt und bei mir 🙂

Herzlichst
Deine Melanie

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Sabine Brauer

    Den Beitrag hätte ich 1:1 auch so schreiben können.
    Man muss als Patientin nach der Liposuction mitarbeiten und den Körper unterstützen aber nicht treiben!.. denn der Körper entscheidet in seinem eigenen Tempo wo und was er heilt. Und dafür braucht er Zeit und dafür wiederum gibt es das Wort Heiljahr👍

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